Die Gläserne Werkstatt Solingen bringt Menschen zusammen und bietet ihnen Raum, sich zu informieren und zu inspirieren – für ein nachhaltigeres, kreativeres und auch für ein verbindendes Morgen.
Ein Anziehungspunkt für Einheimische und Reisende. Eine Plattform, um lokale Unternehmen vorzustellen. Eine Bühne, um die Herstellung lokaler Produkte erlebbar und ihren Wert sichtbar zu machen. Ein Ort, an dem sich Interessierte von Handgefertigtem inspirieren lassen und es erwerben können. Ein Showroom, an dem traditionelle und innovative Fertigungstechniken zugänglich werden. Ein Platz, an dem altes Wissen bewahrt wird und neues entsteht. Ein Podium, auf dem sich Menschen mit verschiedenen Hintergründen austauschen. Frisch belebtes Ex-Leerstandsgebäude und kreatives Zentrum. Für all das steht die Gläserne Werkstatt Solingen, die seit dem 22. Oktober vorigen Jahres das Bild der Innenstadt prägt – und es mit ihren vielen Facetten belebt.
Wie Nachhaltiges entsteht
„Seit der offiziellen Eröffnung hatten wir hier schon mehr als 100 Veranstaltungen. Pro Monat sind es derzeit etwa 20 Stück“, berichtet Nadine Loßner, die seit April zum Team Gläserne Werkstatt gehört. Das erste Event, dem sie mit weiteren 300 Interessierten beiwohnte, war auch für den Ort selbst eine Premiere: ein Markttag, der Besuchenden ab sofort jeden Monat intensive Einblicke in das lokale Handwerk gewährt. Die Schaustellenden schliffen etwa Qualitätsmesser, stellten natürliche Körperlotion oder Schmuck her. „Wir wollen nachhaltige und naturnahe Produkte an sich zeigen – und auch, wie sie entstehen“, sagt Loßner. Etabliert habe sich zudem ein monatlicher Repariertreff, bei dem Ehrenamtliche Besuchenden helfen, alte Schätze wieder in Schuss zu bringen. „Viele kommen mit kaputten Elektrogeräten, neulich war eine Dame mit einer alten Uhr da.“ Das Erbstück finde nun hoffentlich seinen Weg in die nächste Generation.
Zukunftswerkstatt für die Gesellschaft
Workshops sind ein weiterer Schwerpunkt, um über die Gläserne Werkstatt Nachhaltigkeit zu fördern: zu Makramee- und weitere Kreativtechniken oder ayurvedischem, veganem oder saisonalem Kochen. Zudem finden öffentliche Vorträge und weitere Informations- und Netzwerk-Events statt. Sogenannte Kuben ermöglichen eine besondere Art der Live-Vorführungen und des individuellen Austauschs. „Das Spektrum ist sehr breit, und das Interesse daran, die Räume und die Präsentations-Kuben zu mieten, sehr hoch“, sagt Loßner. Das liegt sicherlich auch an dem architektonischen Flair, dessen Stil-Mix aus Traditionell und Fortschrittlich Akzente setzt. „Die hohen Decken mit den alten Säulen haben ihren Charme, schroff und modern zugleich.“ Auf drei Ebenen verteilen sich Markthalle, Schleif- und Kreativwerkstatt, Kochstelle, Marktplatz, Innovations- und Podcast-Raum. „Überall dort
entstehen und wachsen Ideen. Wir sehen uns als Zukunftswerkstatt für die Gesellschaft, als Treffpunkt für Menschen, die sich für ein gutes, nachhaltiges Leben stark machen.“
Seit der Eröffnung hatten wir hier schon mehr als 100 Veranstaltungen. Pro Monat sind es derzeit etwa 20.
Nadine Loßner
Vielschichtiges Gesamtkonzept
Zu den Themen öffentlicher Veranstaltungen in der Gläsernen Werkstatt gehören Loßner zufolge Erneuerbare Energien, nachhaltige Heizsysteme, Chancen und Risiken der Solinger Stadtplanung sowie Künstliche Intelligenz und weitere Zukunftstechnologien. Vertretende der CBS International Business School hielten vor Ort Vorlesungen zur „utopischen Werkstatt“ ab und stellten Lösungen der Studierenden vor. Die Bevölkerung nehme das Konzept „Gläserne Werkstatt“ gut an, sagt Loßner. Doch es gebe auch noch Fragen – wohl zurecht, denn das Gesamtkonzept sei in seiner Vielschichtigkeit komplex. Bei einem Aufruf, Nutzungsideen einzubringen, seien etwa Wünsche nach Kinderbetreuung eingegangen. Ein verfehlter Ansatz: „Dazu dient das Haus der Jugend bei uns um die Ecke. Was wir allerdings machen, sind Modenschauen aus mit Stoffresten gefertigter Kleidung in Zusammenarbeit mit Schulen. Wir wollen niemandem den Rang ablaufen, sondern Neues bieten.“ Obwohl noch jung, sei die Gläserne Werkstatt schon jetzt eine Erfolgsgeschichte, ergänzt Programmleiterin Gloria Göllmann. „Sie ist ein Haus des Wissens, des Entdeckens, des Handwerks und der Urbanen Produktion. Wir holen die Menschen dort ab, wo sie stehen, und erreichen sie über alle Schichten und Interessensgebiete hinweg. Bisher gelingt uns das gut.“
Mehr Menschen, mehr Möglichkeiten
Das Zukunftspotenzial der Gläsernen Werkstatt ist riesig. In der Gemeinschaft könnten neben der Etablierung nachhaltiger Praktiken neue Herstellungsmethoden und innovative Technologien, Produkte und Dienstleistungen entstehen, neue Märkte oder belebtere Nischenmärkte, Aufwind im Fachkräftemarkt, kreative Zusammenschlüsse, Synergien, wegweisende Partnerschaften. „Nicht zuletzt tragen wir dazu bei, dass die Solinger Innenstadt wieder liebens- und lebenswert wird“, schließt Nadine Loßner. „Allein können wir das nicht stemmen, aber zu so vielen haben wir umfassende Möglichkeiten. Deshalb fangen wir einfach an.“
Autorin: Tonia Sorrentino
Foto: Süleyman Kayaalp
Steckbrief
Die Gläserne Werkstatt liegt an der Hauptstraße 61 bis 63 in Solingen und ist ein Projekt der Stadtentwicklungsgesellschaft Solingen GmbH & Co. KG.
Öffnungszeiten
Donnerstags und freitags: 12 bis 18 Uhr
Samstags: 11 bis 14 Uhr
sowie zu öffentlichen Veranstaltungen
www.glaeserne-werkstatt-solingen.de